Vielfalt - Diversität

Hotspots in der Schweiz

Hotspots seltener Arten
Anzahl Arten im Umkreis von ca. 2.5 km (Fläche: 21km2). – Dunkelblau:
> 100, gelb > 150, orange> 220, rot: > 280. Maximum: 375 Arten).
Quelle: Datenbank Swissbryophytes, Stand Mai 2010

 Als Hotspots werden Gebiete bezeichnet, welche eine besonders hohe Artenzahl aufweisen. Dabei kann man auch nur bestimmte Arten anschauen. Wenn beispielsweise Gebiete mit hoher Naturschutz-Priorität definiert werden sollen, wird vor allem die Zahl gefährdeter und schutzbedürftiger Arten betrachtet. So etwa beim europäischen Netzwerk der "Smaragd"-Gebiete.

Wo sind die moosartenreichsten Gebiete der Schweiz?

Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten, weil wir noch viel zu wenig über die Detailverbreitung der einzelnen Arten wissen. Ein grosser Teil der Landesfläche kann nicht direkt beurteilt werden, weil viel zu wenig Fundpunkte vorhanden sind. Diese Gebiete erscheinen auf nebenstehenden Karten als weisse Flächen. Auch bei den besser bearbeiteten Gebieten hängt die Artenzahl sehr stark vom Bearbeitungsgrad ab: Je mehr Belege in einem Gebiet gesammelt werden, desto höher ist auch die Zahl bekannter Arten. Die Karte zeigt also nur die bisher bekannten (also vom Bearbeitungsgrad abhängigen) Hotspots. Um mit den vorhandenen Daten tatsächliche Hotspots aufzuspüren, sind komplexe und mit einigen Unsicherheiten behaftete Modellrechnungen notwendig. Solche Analysen liegen bis jetzt aber nicht vor.  Immerhin ist klar, das kein Gebiet im Mittelland je die Artenvielfalt von alpinen Regionen erreichen wird, auch wenn man noch so viele Belege sammelt.

moosreiche Gebiete

Hotspots im Jura

Im Jura fällt vor allem das Gebiet um Ste. Croix auf – ein Resultat der intensiven Sammeltätigkeit von Charles Meylan. Hier wurden viele seltene, jetzt zum Teil ausgestorbene Arten in Hochmooren, aber auch in anderen Vegetationstypen gefunden. Weitere artenreiche Gebiete (mit deutlich weniger seltenen Arten) sind etwa die moorreichen Freiberge, der Homberg bei Aarau, die Schauenburgfluh südlich Basel oder die Stadt Basel selbst (inbegriffen naturnähere Lebensräume wie Wäldchen und Flussufer) – sie zählen alle zu den vergleichsweise gut untersuchten Flächen.

Hotspots im Mittelland

Im Mittelland fällt vor allem das Fehlen von eigentlichen Hotspots auf: Zwar gibt es zahlreiche Gebiete mit beachtlichen Artenzahlen und relativ vielen seltenen Arten, doch der Anteil seltener Arten erreicht nicht annähernd die Werte von Gebieten in den Alpen. Hervorzuheben sind die Umgebungen verschiedener Städte – meist Wohnorte von Bryologen – der genaustens untersuchte Kanton Genf, und verschiedene, ebenfalls besser untersuchte Hügel- und Moorlandschaften (z.B. Rothenturm, Höhronen, Knonauer Amt, Kohlfirst).

Hotspots in den Alpen

In den westlichen inneralpinen Gebieten (Wallis) und der Alpen-Südflanke sind die absoluten Spitzenreiter zu finden, wenn man die Artenzahl und noch mehr den Anteil der seltenen Arten betrachtet: Im Walliser Rhonetal (bei Fully, Martigny oder Sion) kommen spezialisierte Arten der Steppen vor, während sich in der Umgebung der Tessiner Seen viele seltene Arten finden, welche ein atlantisch oder mediterran gefärbtes Klima bevorzugen.

In den höheren Lagen dieser Naturräume sind die Gebiete Aletschwald (Wallis) und Val Piora (Nordtessin) erwähnenswert. Sie gehören zu den bestuntersuchten Regionen der Schweiz, sind sehr artenreich und beherbergen eine grosse Zahl seltener Arten.

In den Nord- und östlichen Zentralalpen ist die Situation etwas schwieriger zu beurteilen. Die zahlreichen besser untersuchten Gebiete sind alle sehr artenreich und es scheint fast, dass  eine ähnliche Vielfalt in den meisten dazwischenliegenden Gebieten gefunden werden könnte, wenn danach gesucht würde. Besonders artenreiche Gebiete (mit einem hohen Anteil seltener Arten) liegen im Berner Oberland, im Gebiet des Susten, oder bei Engelberg. Im weiteren könnten genannt werden: das Entlebuch und Umgebung, das Murgtal im Kanton Glarus, die Region um den Oberalppass, das Lugnez, und verschiedene Gebiete im Engadin.

 

Autoren: M.K. Meier & A. Bergamini 10.2011